elama – wir sind zurück

Hallo,

lange nichts von uns gehört… Dafür jetzt umso mehr Text und erste Video-Impressionen. Viel Spaß mit dem „wir-sind-wieder-da“-Newsletter.

1. Juli 2012.
Eigentlich würden wir gerne die übernächste Fähre von Seiland ans Festland nehmen. Vielleicht das Ende, die letzte Klappe, noch einen Tag herauszögern. Wir sollen unseren Eltern sagen, dass sie zwei wundervolle Menschen aufgezogen haben, ist Mimmis letzter Satz zum Abschied. Und dann weinen wir ein wenig. Seiland ist der nördlichste Punkt unserer Reise, eine Insel in der Arktis Norwegens. Mimmi wohnt hier mit ihrem Mann Anton, dem sie bereits mit 5 Jahren versichert hat, dass sie ihn einmal heiraten wird.
Nun sind wir auf dem Weg gen Süden. Das erste Mal seit drei Monaten. Wir fahren durch die Tundra Lapplands, schauen aus dem Fenster und sehen dabei uns selbst. Eine Mischung aus Dankbarkeit, Traurigkeit und fast ein bisschen Stolz darüber, was wir erlebt haben und das wir es nun wirklich geschafft haben.

Es ist aber auch ein Abschied ohne Abschied, weil die Menschen uns begleiten werden. Die kleinen Momente, die wir mit ihnen geteilt haben, leben in uns weiter. Und in unseren Bildern.
Auch unser Projekt geht weiter, wir starten in die zweite Runde. Von nun an werden wir das Material sichten, sortieren, um die Geschichten der Menschen, denen wir begegnet sind, zu erzählen.
So ziehen die Landschaften vorbei und wir nähern uns unserer Heimat.

*** Ein Blick zurück ***

04. April 2012.
Wir stehen in Thessaloniki am Flughafen im Ankunftsbereich. Wir schauen uns um. Hier sollen wir Alexia treffen. Über Couchsurfing haben wir Kontakt zu ihr aufgenommen. Wir werden die nächsten Tage bei ihr übernachten können. Plötzlich löst sich aus der Menge eine rothaarige junge Frau mit einem kleinen Hund an der Seite. Sie wedelt mit ihrem Telefon und winkt uns zu sich herüber. Wenige Sekunden später sitzen wir in ihrem roten VW-Käfer, auf dem Weg zu ihrer Wohnung. Es sind die ersten Meter unserer gemeinsamen Reise und der Beginn unseres Filmprojekts.
Vier Monate liegen nun vor uns. Vier Monate in denen kein Tag dem anderen gleichen wird. 120 Tage, in denen wir oftmals morgens nicht wissen werden, wo wir abends übernachten. 2880 Stunden, die wir zum Großteil mit Menschen verbringen werden, von denen wir bisher noch nicht einmal wissen, wie wir sie überhaupt finden werden.
Wir haben uns seit ca. 3 Monaten auf diese Reise vorbereitet. Equipment besorgt, recherchiert und viel über Details und das große Ganze nachgedacht. Nun sind wir also angekommen, in der Realität unserer Reise. Bis auf den Endpunkt und unsere grobe Richtung entlang des 24. Längengrads haben wir bisher noch keine Ahnung, wie unsere Reise verlaufen wird. Wir lassen uns leiten von Begegnungen.

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11. Mai 2012.
Das Interview ist gerade vorbei, doch die Kamera läuft noch. Vica sitzt auf der Holzschaukel im Garten. In den Händen hat sie ihren Stock, den sie zum Gehen benutzt. Vica ist 92 Jahre alt. „Haide!, Haide!“ (komm, komm), ruft sie mir zu. Die Aufforderung lässt keine Fragen offen. Wenige Minuten später schaukeln wir zusammen. Ich kommme mir neben der kleinen Frau riesig vor und sehr, sehr jung. Sie stößt uns mit ihrem Stock an, schaukelt immer höher und lacht. „Eine Schaukel für Großmütter“ sagt sie und schaut mich mit ihrem zahnlosen Lächeln an.
Wir sind in Groşii Ţibleşului, Rumänien. Drei Kilometer sind wir aus dem Dorf herausgelaufen um zu Vicas Hof zu kommen. Hier lebt sie seit über 60 Jahren mit ihren Kindern, die heute selber schon Großeltern sind. Ein Hof mit Tieren und Feldern, aber ohne Elektizität.
Woher sie die Energie nimmt? „Du bist zu jung, du weißt das noch nicht, aber Gesundheit ist das Wichtigste, was es gibt. Sauberes Wasser, gutes Fleisch, eigenes Gemüse und Arbeit.“ Sie grinst und schaukelt.

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5. Juni 2012.
Heute ist ein besonderer Tag in seinem Leben als Redakteur. Didzis nimmt heute mit wenigen ausgewählten Journalisten an einer Konferenz der führenden europäischen Finanzpolitiker (u.a. Christine Lagarde) in Riga teil. 5 Fragen hat er notiert. 5 Fragen, die sich auf die aktuelle Situation beziehen. Aus lettischer Perspektive und auf Basis seiner Vorrecherchen. Wir begleiten ihn bei den Vorbereitungen und auf dem Weg zum streng abgesicherten Konferenzgebäude. Wir spüren die Spannung – bevor er hinter der Sicherheitsschleuse verschwindet. Und – wir erleben die Erleichtung und Freude in seinen Augen, als wir ihn nach dem Interview wieder treffen. Ein besonderer Tag. Für Didzis Melkis und für uns.

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Heute.
Wir sind wieder zuhause. Aus über 50 Stunden Rohmaterial haben wir für für euch in paar Bilder zusammengeschnitten, um euch einen ersten Eindruck davon zu geben, was wir gesehen und getan haben in den letzten Monaten. Bis der Film fertig ist, wird wohl noch einen Weile vergehen.
Jetzt müssen wir uns erstmal Gedanken über das Konzept des Films machen, Übersetzer für die Originalsprachen finden, Musiker für den Soundtrack, Hilfe für den Schnitt und generell Unterstützer für das gesamte Projekt finden.
Wenn Du also jemanden kennst, der uns hier behilflich sein kann, freuen wir uns über eine kurze Nachricht 🙂
Aktuell suchen wir vor allen Dingen Menschen, die Interviews in der jeweiligen Landessprache transkribieren (also in Textform bringen) können.

Wir möchten euch allen noch einmal danken, für euer Interesse, eure Unterstützung, eure Schlafplätze, euer Engagement, eure Tipps und Ideen. Das Projekt lebt von den Menschen, die daran mitgewirkt haben!

First Impressions – Video auf vimeo:

elama auf Facebook
Wenn ihr weiterhin hier und da Neues von elama erfahren wollt, dann lasst euch unsere Seite gefallen:
https://www.facebook.com/elamaeurope

Ihr werdet von uns hören – oder sehen 🙂

Glücklich über das was war – und gespannt auf das, was kommen wird.

Eure Sanne und Christian

Was bedeutet Elama (ein estnischen Wort für Leben) für dich?
„Leben bedeutet für mich, die ganz normalen Tage zu genießen. Natürlich gibt es immer wieder Höhen und Tiefen, aber das, was dazwischen liegt, das ist für mich das Leben.“ (aus dem Interview mit Eirick Bæivi, Hammerfest, Norwegen)